Forderung der LFD Holding – generelles Verbot der Ferkelkastration ab 2021

Genthin, 18. Oktober 2018

Am 01. Oktober hat der Koalitionsausschuss von CDU/CSU und SPD in Berlin entschieden, dass es mit der betäubungslosen Ferkelkastration in Deutschland erst einmal zwei Jahre weitergeht. Ein entsprechender Antrag wird in den Bundestag eingebracht und soll am 14. Dezember 2018 entschieden werden.

Seitdem wird das Thema wieder umfangreich und auf allen Ebenen oft sehr emotional diskutiert. Dabei wird zentral auf das Interesse der Landwirte abgestellt, an der Praxis der Ferkelkastration festzuhalten. Die Begründungen gehen dabei von einer Notwendigkeit für die weitere wirtschaftliche Existenz bis hin zu gewissenloser Gewinnmaximierung. Das ist alles grober Unfug!

Kein Tierhalter kastriert aus purer Freude oder weil er damit deutlich mehr verdient. Der Eingriff wird vielmehr deshalb vorgenommen, weil die Abnehmer in Deutschland auf die Kastration bestehen, d.h. für nicht kastrierte Tieren deutlich weniger bezahlen bzw. diese erst gar nicht abnehmen. Es ist also eine Forderung der Schlacht- und Verarbeitungsindustrie sowie letztlich des Handels, dass wir unsere Tiere kastrieren müssen. Eine seit Jahrzehnten gängige Praxis, aus der der einzelne Landwirt kaum aussteigen kann. Kurz zum Kräfteverhältnis: es gibt in Deutschland noch 8.000 Ferkelerzeuger (hauptsächlich Familienbetriebe), dem gegenüber stehen zehn marktdominante industrielle Schlachtunternehmen und fünf große Lebensmitteleinzelhändler. Es ist klar, wer da definiert, was in deutschen Ställen passiert.

Die großen Import-Nationen haben derweil ihre Rahmenbedingungen auf die deutsche Nachfrage für Ferkel eingestellt und erlauben das Kastrieren unter lokaler Anästhesie durch den Landwirt. Das Thema ist also für die Importtiere anders geregelt als für die regionale deutsche Erzeugung.

Von den von Politikern immer wieder betonten vorhandenen vier Optionen für die Ferkelkastration sind drei definitiv keine Lösung: Isofluran ist für unsere Mitarbeiter schädlich, fünf Stunden Vollnarkose ist für die Ferkel schädlich – für beide Verfahren fehlt gänzlich die zusätzliche Anzahl an Tierärzten – und Improvac ist dem männlichen Konsumenten schwer zu vermitteln.

Wir bezweifeln außerdem, dass eine Vollnarkose bzw. die Inhalationsanästhesie für die Ferkel wirklich so eine gute Lösung ist. Sie werden trotzdem von der Mutter entfernt, können nicht im nötigen Umfang Milch erhalten, laufen Gefahr zu unterkühlen, bekommen im Zweifel zwei Spritzen, und mal ehrlich: wer bekommt keine Angstzustände, wenn einem der Kopf in einen schwarzen Trichter gesteckt wird?

Damit bleibt aus Sicht der LFD lediglich eine sinnvolle Methode: die Mast von Jungebern. Da bleiben die Tiere voll intakt und erleben keinen zusätzlichen Stress während der Säugephase.

Um das ab dem 01. Januar 2021 zu erreichen, ist ein gänzliches Verbot der Schlachtung von kastrierten Tieren in Deutschland der beste Weg. Dann herrschen klare Vorgaben für alle Marktteilnehmer und es ist für die Tiere wirklich was erreicht.

Um dem Problem von schlechtem Fleischgeruch einzelner Tiere zu begegnen, gibt es zwei Möglichkeiten. Zum einen die Aufrüstung von Technik am Schlachtband zur Identifikation betroffener Tiere, zum anderen die Schlachtung von Ebern zu einem früheren Zeitpunkt, also vor der Geschlechtsreife (bei 100 Kilogramm statt bei 115 Kilogramm Lebendgewicht). Beides sind in anderen EU-Ländern, wie Holland, Spanien, UK, bereits weit verbreitete Verfahren und haben ihre Praxistauglichkeit bewiesen.

Wir, die LFD Holding, fordern die Politik, die Tierschutz-Organisationen, die Schlacht- und Verarbeitungsindustrie sowie den Handel auf, diesen Weg zu beschreiten, und die Kastration männlicher Ferkel in Deutschland zu beenden.

Nur Mut!

Jörn F. Göbert
Vorsitzender der Geschäftsführung